"Das „Polackenkind“ ist die fünfjährige Vera auf dem Hof im Alten Land,
wohin sie 1945 aus Ostpreußen mit ihrer Mutter geflohen ist. Ihr Leben
lang fühlt sie sich fremd in dem großen, kalten Bauernhaus und kann
trotzdem nicht davon lassen. Bis sechzig Jahre später plötzlich ihre
Nichte Anne vor der Tür steht. Sie ist mit ihrem kleinen Sohn aus
Hamburg-Ottensen geflüchtet, wo ehrgeizige Vollwert-Eltern ihre Kinder
wie Preispokale durch die Straßen tragen – und wo Annes Mann eine Andere
liebt. Vera und Anne sind einander fremd und haben doch viel mehr
gemeinsam, als sie ahnen."(Klappentext vom KNAUS Verlag)
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Unter den Jugendbuchlesern ist dieser Roman wohl eher unbekannt. Ich zumindest habe bislang auf keinem Blog eine Rezension dazu gelesen und auch keinen Hype im Internet dazu erlebt. Und doch ist er ganz und gar nicht unbekannt, sondern war 2015 das meistverkaufte Buch in Deutschland.
Grund genug, sich "Altes Land" einmal näher anzuschauen? Da ich mich momentan gerne in die "Erwachsenenliteratur" hineinwage, auf jeden Fall.
Meine Erwartungen hielten sich in Grenzen, ich konnte mir nicht vorstellen, dass mich das Buch umhauen, aber auch nicht, dass es mich zu Tode langweilen würde - meine Erwartungen wurden wohl bestätigt. Ich hatte eine angenehme Reise, doch dieser Roman von Dörte Hansen wird mir wohl nicht allzu lange im Gedächtnis bleiben.
Dörte Hansen greift in ihrem Roman gleich mehrere große Themen auf - Familie, Heimat, Stadt-/ Landleben, Flucht, ... Sie geht behutsam mit diesen Themen um, schildert die Problematik authentisch und anschaulich, eines fehlt mir jedoch: die Handlung.
Mir ist klar, dass Dörte Hansens Roman keinesfalls darauf ausgelegt ist, viel Spannung und Handlung zu bieten. Es ist kein temporeicher Actionroman, kein Roman, der von Aktionen und Überraschungen lebt, dennoch hätte ihm ein bisschen mehr Handlung gut getan.
Wenn ich das Buch zur Seite legte, hatte ich kein großes Bedürfnis danach weiterzulesen und hätte das Buch in der Mitte schon aufgehört, dann hätte ich auch nicht das Gefühl, dass mir ein Teil der Geschichte fehlte. Ich wusste überhaupt nicht, wohin die Geschichte steuern sollte, was das Ziel und was der rote Faden der Handlung war. Natürlich war da eine Rahmenhandlung, doch es gab kein Problem, das es zu lösen galt oder eine Hürde, die zu überwinden war.
Die Charaktere lebten einfach ihr Leben vor sich hin und ich durfte sie eine Zeit lang begleiten.
Dörte Hansen hat authentische und menschliche Charaktere geschaffen. Sie handelten nicht immer richtig, aber doch nachvollziehbar, machten Fehler, aber das gab ihnen ein Gesicht. Am Anfang waren es für mich zu viele Namen und Figuren auf einmal und ich habe einige Seiten gebraucht, bis ich verstanden habe, welcher Name zu welcher Person gehört und was diese Person tut, aber das besserte sich mit der Zeit.
"Altes Land" ist sehr angenehm zu lesen. Dörte Hansen beweist ein Gefühl für Sprache, auch wenn ihr Schreibstil für mich nicht besonders hinaussticht.
Obwohl es dem Roman oft an Spannung gefehlt hat, machte das Lesen Spaß und Dörte Hansen gab mir die Möglichkeit in ihren Worten zu versinken.
Fazit
Mit "Altes Land" hat Dörte Hansen einen berührenden Roman über die Suche nach Heimat geschaffen, dem es leider oftmals an Handlung und einem konkreten Ziel fehlt.
Vier Bücher würde ich dafür liegen lassen!