Früher konnte ich nie verstehen, wie ein Blog einschlafen konnte. Wie ein Blogger, der monate- oder gar jahrelang viel Herzblut in seinen Blog gesteckt hatte, auf einmal unregelmäßiger Beiträge schrieb, bis irgendwann gar keiner mehr kam. Ich konnte nicht verstehen, wie man etwas, das man so lange aufgebaut hat, in dem man sich so lange selbst wiederentdecken konnte,...
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"Das Gegenteil von Einsamkeit" von Marina Keegan S. Fischer Verlag ~ 285 Seiten ~ 18,99 € |
Marina Keegan war ein Ausnahmetalent. Sie vereint schwerelosen, sensiblen Optimismus mit literarischer Reife. Die Stories sind klangvoll, witzig und doch gebrochen, manchmal wild und angriffslustig; sie sind ein stürmisches Plädoyer für die Jugend, die Lebensfreude, begeistern durch ihre Hoffnung und Entschiedenheit: Lasst euch nicht gleich von McKinsey anheuern, findet eure Bestimmung, habt Vertrauen in eure Zukunft! Eine flammende Aufforderung, die eigene Jugend und den Sinn des Lebens (wieder) zu entdecken." (Klappentext vom S. Fischer Verlag)
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Es ist schon einige Zeit her, dass der Hype um Marina Keegans Kurzgeschichten- und Essaysammlung "Das Gegenteil von Einsamkeit" herumging. Auch ich wurde damals von diesem Hype ergriffen, wollte es unbedingt lesen und ertauschte mir das Buch, um es dann über ein Jahr lang auf dem SuB verstauben zu lassen.
Nun habe ich es endlich in die Hand genommen und gelesen und stehe Marina Keegan nach dem Lesen zwiegespalten gegenüber.
Marina Keegan war Literaturstudentin und gewann schon in ihrer Unizeit zahlreiche Literaturpreise, doch wenige Tage nach ihrem Abschluss kam sie bei einem Autounfall ums Leben. Was blieb, waren ihre zahlreichen Kurzgeschichten und Essays, die ihre Eltern gesammelt unter dem Titel ihrer Abschlussrede "Das Gegenteil von Einsamkeit" veröffentlichten.
Ihre Kurzgeschichten sind experimentierfreudig und vielfältig. Keine ist genau wie die andere, doch in allen findet sich ein gemeinsamer Charakter. Marina Keegan greift unterschiedliche Gedanken auf und will den Leser dazu anregen, ebenfalls darüber nachzudenken. Sie schreibt über Alltägliches und Außergewöhnliches. Doch in all ihren Kurzgeschichten fehlt mir noch etwas, dass mich dazu bringt, länger darüber nachzudenken. Diese Kleinigkeiten, die sich ins Gedächtnis einbrennen und die Denkanstöße, die mich tagelang beschäftigen. Die meisten ihrer Kurzgeschichten habe ich kurz nach dem Lesen wieder vergessen und ich hatte auch nicht das Bedürfnis danach, mich noch länger mit ihnen auseinandersetzen zu müssen.
Bei ihren Essays ist es ähnlich. Mir gefällt die Themenvielfalt, die Marina Keegan bietet und auch, wie sie ihre Essays gestaltet, um zum Weiterlesen anzuregen, doch meist fehlte mir dieser letzte Anstoß, dieses Besondere. Ich mochte es, beim Lesen Marina Keegans Gedanken zu folgen und mir meine eigene Meinung darüber zu bilden, doch sie brachte mich nicht oft dazu, noch besonders lange darüber nachzudenken.
Marina Keegans Schreibstil ist angenehm zu lesen und hat einen ganz besonderen Charakter. Sie schreibt sehr klar und eindrücklich, was mir gut gefallen hat.
Ich finde es traurig, dass diese Kurzgeschichten und Essays das letzte und einzige sind, was wir von ihr lesen können, denn ich glaube, Marina Keegan hätte es durchaus zu einer erfolgreichen Schriftstellerin gebracht. Trotz meiner Kritikpunkte hätte ich gerne noch mehr von ihr gelesen.
Ich finde es traurig, dass diese Kurzgeschichten und Essays das letzte und einzige sind, was wir von ihr lesen können, denn ich glaube, Marina Keegan hätte es durchaus zu einer erfolgreichen Schriftstellerin gebracht. Trotz meiner Kritikpunkte hätte ich gerne noch mehr von ihr gelesen.
Wenn ihr euch dazu entscheiden solltet, mal einen Blick ins Buch hineinzuwerfen, kann ich euch vor allem das Essay "Warum wir uns um Wale kümmern" empfehlen, das hat mir wirklich gut gefallen.
Fazit
Alles in Allem bleibt meine Meinung Marina Keegan gegenüber gespalten, denn bei vielen ihrer Kurzgeschichten und Essays fehlte mir noch der letzte Schliff. Dennoch empfehle ich "Das Gegenteil von Einsamkeit" durchaus weiter und finde es traurig, dass wir nichts mehr von ihr lesen werden.
Hallo ihr lieben Wortefänger, die erste Klassiker-Leserunde startet und ich bin schon ganz aufgeregt, wie sie wohl werden wird. Wir haben abgestimmt und uns für "Der Fänger im Roggen" von J. D. Salinger entschieden. Ich freue mich sehr darüber, da ich auch für diesen Roman gestimmt habe und schon ganz gespannt darauf bin. Da dies die allererste Klassiker-Leserunde...
Hallo ihr lieben Worteverzehrer, zwei Monate sind schon wieder vergangen seit dem letzten Rückblick, daher dachte ich mir, dass es mal wieder Zeit dafür ist. In den letzten beiden Monaten hat der Frühling endlich mal Einzug gehalten, auch wenn das stürmische Wetter dadraußen gerade herzlich wenig von Frühlingsstimmung zeigt. Lese- und Blogtechnisch waren die beiden Monate relativ unspektakulär,...
Hallo ihr lieben Wörtersammler, ihr kennt sie doch auch: diese alten Schinken, von denen man meint, sie seien nur geschrieben worden, um unschuldige Schüler zu quälen, die in irgendwelchen alten Büchereien verstauben und die uns zu schwierig, zu fern von unserer Lebenswelt und zu langweilig erscheinen. Doch manchmal, da finden wir in ihnen wahre Schätze. Spannende Geschichten, die...
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"Romeo & Romy" von Andreas Izquierdo Insel Taschenbuch ~ 491 Seiten ~ 14,99 € |
"Romy könnte eine große Schauspielerin sein, aber niemand sieht sie, denn sie ist nur die Souffleuse. Aber auch das nicht lange, denn nach einem harmlosen Flirt mit Hauptdarsteller Ben, dessen einzige schauspielerische Glanzleistung sein Auftritt als »Frischedoktor« in einem Waschmittelspot ist, wird sie gefeuert. Und Ben kurz nach ihr.
Romy kehrt zurück in ihr winziges Dorf, um dort ihr Erbe anzutreten. Hier leben nur noch Alte. Und die haben sich in den Kopf gesetzt, rasch das Zeitliche zu segnen, denn auf dem Friedhof sind nur noch zwei Plätze frei. Wer da zu spät kommt, muss auf den Friedhof ins Nachbardorf. Und da gibt es – wie jeder weiß – nur Idioten.
Romy schmiedet einen tollkühnen Plan: Sie will mit den Alten ein elisabethanisches Theater bauen. Aus der gammeligen Scheune hinter ihrem Hof. Und mit ihnen Romeo und Julia auf die Bühne bringen. Sie haben kein Geld, keine Erfahrung, aber einen Star: Der »Frischedoktor« soll Regie führen! Ben ist begeistert: Regisseur! Das könnte unter Umständen der erste Job werden, den er nicht voll gegen die Wand fährt ..." (Klappentext von Insel Taschenbuch)
Romy kehrt zurück in ihr winziges Dorf, um dort ihr Erbe anzutreten. Hier leben nur noch Alte. Und die haben sich in den Kopf gesetzt, rasch das Zeitliche zu segnen, denn auf dem Friedhof sind nur noch zwei Plätze frei. Wer da zu spät kommt, muss auf den Friedhof ins Nachbardorf. Und da gibt es – wie jeder weiß – nur Idioten.
Romy schmiedet einen tollkühnen Plan: Sie will mit den Alten ein elisabethanisches Theater bauen. Aus der gammeligen Scheune hinter ihrem Hof. Und mit ihnen Romeo und Julia auf die Bühne bringen. Sie haben kein Geld, keine Erfahrung, aber einen Star: Der »Frischedoktor« soll Regie führen! Ben ist begeistert: Regisseur! Das könnte unter Umständen der erste Job werden, den er nicht voll gegen die Wand fährt ..." (Klappentext von Insel Taschenbuch)
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Als ich "Romeo & Romy" auf der Leipziger Buchmesse aus meiner Lovelybooks-Goodiebag zog, hatte ich keine Ahnung, was mich da erwartete. Der Klappentext versprach eine etwas verrückte Geschichte, die mich neugierig gemacht hat und so schlug ich schon wenig später das Buch auf und begann zu lesen. Meine anfängliche Euphorie über die originelle Handlung, flaute allerdings nach einiger Zeit wieder ab, sodass mich insgesamt der Roman doch etwas enttäuscht zurückgelassen hat.
Ein Dorf voller Alter, die möglichst schnell ihrem Leben ein Ende bereiten wollen, um noch den letzten Platz auf dem Friedhof zu ergattern, ein elisabethanisches Theater und Romeo und Julia. Damit hat mich Andreas Izquierdo schon einmal äußerst neugierig gemacht. Diese Grundidee gefällt mir ausgesprochen gut, denn abgesehen von meiner Liebe zum Theater, hat sie etwas Frisches, Originelles und Abgedrehtes, was ich so zuvor noch nicht gelesen habe.
Auf den ersten Seiten, sogar in etwa bis zur Hälfte des Romans war ich begeistert und wollte unbedingt immer weiterlesen und Großzerlitsch nicht wieder verlassen. Doch leider konnte diese Begeisterung nicht so lange anhalten, wie ich es mir erhofft hatte. Gerade in der Mitte der Handlung, beginnt der Autor Nebenhandlungen, wie beispielsweise der Grund für die Feindschaft zwischen Bertha und Hilde, einzuführen, die die Handlung nicht gebraucht hätte. Hierbei versucht er auf einmal tiefgründig und ernst zu werden, was leider nicht gelingt und zum gesamten Stil des Romans nicht passt.
Zudem kommt die Handlung mit der Zeit etwas ins Schleppen. Das Theater wird gebaut und immer wieder fallen Romy neue Hindernisse in den Weg, die mit der Zeit vorhersehbar werden und die Handlung unnötig in die Länge ziehen.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Liebesgeschichte zwischen Romy und Ben, die zwar, anders als Titel und Klappentext vermuten lassen, keinen besonders großen Teil des Romans einnimmt, mich dennoch dadurch gestört hat, dass sie weder authentisch gewirkt hat noch besondere Sympathien für Romy hervorgerufen hat.
Bei den Charakteren bin ich zwiegespalten.
Lobenswert anführen muss ich Andreas Izquierdos einzigartige Gestaltung der Großzerlitscher, die ich allesamt in mein Herz geschlossen habe und über die ich liebend gerne noch mehr gelesen hätte. Ob Bertram, Bella, Hilde, Emil oder all die anderen - sie hatten unverwechselbare Charaktereigenschaften und wurden wunderbar komisch dargestellt.
Ben scheint von Anfang an nicht der Sympathieträger in der Geschichte zu sein, ich hatte allerdings an manchen Stellen das Gefühl, dass der Autor sich selbst nicht entscheiden konnte, wie er Ben darstellen wollte. Dadurch hatte ich das Gefühl ihn kaum kennenlernen und verstehen zu können.
Romy hat mir anfangs noch sehr gut gefallen. Ein bisschen impulsiv, ein bisschen unüberlegt und spontan, ein bisschen verrückt und sehr liebenswert. Mit der Zeit ging mir jedoch ihre Naivität ein wenig auf die Nerven und manchmal hätte ich sie gerne aus dem Buch herausgezogen und durchgeschüttelt.
Andreas Izquierdos Schreibstil ist einfach und locker. Für mich passte er perfekt zur Handlung, auch wenn er nicht besonders herausragend ist. Der Autor konnte mich manches Mal zum Schmunzeln oder auch richtig zum Lachen bringen, nicht nur wegen der Handlung, sondern auch wegen seiner passenden Wortwahl und hat mir vor allem viel Spaß beim Lesen bereitet.
Er hat eine Art zu schreiben, bei der es schwierig ist, mit dem Lesen aufzuhören, auch wenn einen die Handlung gerade nicht so begeistert.
Fazit
Alles in allem hat mich "Romeo & Romy" nach anfänglicher Euphorie leider doch etwas enttäuscht und bleibt somit eher ein gutes Buch für Zwischendurch. Die Geschichte ist originell, verrückt und witzig, Andreas Izquierdo hat Charaktere erschaffen, die ich sofort in mein Herz geschlossen habe und es ist angenehm zu lesen, jedoch kommt die Handlung mit der Zeit ins Schleppen und Versuche, etwas Tiefgrund einzubauen, misslingen dem Autor.
Drei Bücher würde ich dafür liegen lassen.
Drei Bücher würde ich dafür liegen lassen.
Von der Sonne wachgekitzelt werden. Ein gemütliches Essen. Wiedersehen von guten, aber lange nicht mehr getroffenen Freunden. Eine Umarmung. Ein Kompliment. Ein schöner Theaterbesuch. Ein leckeres Kuchenstück am Nachmittag. Ein erreichtes Ziel. Eine gute Note. Lange Gespräche. Zeit mit der Familie. Ein faszinierendes Gewitter. Ein heißes Bad genießen und sich in einem spannenden Buch verlieren. Eine gepflückte Blume....
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"Eleanor & Park" von Rainbow Rowell Orion Books ~ ca. 10,83 € ~ 336 Seiten |
"Eleanor is the new girl in town, and she's never felt more alone. All mismatched clothes, mad red hair and chaotic home life, she couldn't stick out more if she tried. Then she takes the seat on the bus next to Park. Quiet, careful and - in Eleanor's eyes - impossibly cool, Park's worked out that flying under the radar is the best way to get by. Slowly, steadily, through late-night conversations and an ever-growing stack of mix tapes, Eleanor and Park fall in love. They fall in love the way you do the first time, when you're 16, and you have nothing and everything to lose." (Klappentext von Orion Books)
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Als vor etwa zwei Jahren der große Hype um Rainbow Rowell und ihre Bücher losging, war ich auf der Stelle Feuer und Flamme und wollte unbedingt eines ihrer Bücher lesen. Nachdem ihre bekanntesten Bücher "Eleanor & Park" und "Fangirl" eine Ewigkeit auf meiner Wunschliste standen, hat mir die liebe Kücki "Eleanor & Park" vor einiger Zeit in der Originalversion geschenkt - und obwohl ich mich so sehr auf das Buch gefreut habe, lag es dann noch einmal sehr lange auf meinem SuB bis ich es nun angefangen habe zu lesen. Mit der Zeit haben sich meine Erwartungen etwas verändert und gerade, da ich mich langsam von den Jugendbüchern entferne, versprach ich mir von Rainbow Rowells Roman eine eher durchschnittliche Geschichte, die ich auch bekam.
Eleanor und Park, zwei ganz unterschiedliche und doch gleiche Jugendliche. Eleanor, die aus einer großen Familie mit wenig Geld stammt und der ihr Stiefvater und einige Mitschülerinnen das Leben zur Hölle machen. Park, ebenfalls ein Außenseiter aus einer guten Familie. Als Eleanor beginnt, im Bus Parks Comics mitzulesen, entspinnt sich eine Liebegeschichte zwischen den beiden.
Soweit ist die Grundidee nichts Neues, eines schafft Rainbow Rowell allerdings mit beachtlicher Leistung: Die Liebesgeschichte beginnt und verläuft nicht schnell und plötzlich, ganz im Gegenteil lernen sich Eleanor und Park langsam kennen, kommen sich näher und ich als Leser konnte so die Entwicklung dieser Liebe sehr gut mitverfolgen und nachvollziehen.
Rainbow Rowell behandelt die zarte Liebe zwischen den beiden Jugendlichen behutsam und sachte. Dadurch, dass sie immerwieder die Perspektive wechselt, konnte ich sowohl Eleanor als auch Park kennenlernen und mich in beide gut hineinversetzen. Die Geschichte ist gespickt von Kleinigkeiten wie etwa den Comics, die die beiden zusamenlesen, die ihr eine unverkennbare Note verleihen.
Nichtsdestotrotz konnte mich Rainbow Rowell nicht vollständig packen. Ich habe de Geschichte gerne lesen, ich habe gerne Eleanor und Park eine Zeit lang begleitet und in ihre Köpfe hineingeschaut, aber ich habe nicht mitgefühlt. Ich kann nicht genau benennen, was es war, das mir gefehlt hat, aber insgesamt war die Geschichte trotz kleiner Besonderheiten eine Spur zu durchschnittlich, sodass ich sie wahrscheinlich nicht besonders lange im Kopf behalten werde.
Eleanor und Park sind beide realistisch gezeichnete Charaktere, die äußerst authentisch auf mich wirkten. Sie hatten beide ihre eigene Persönlichkeit, Fehler und Macken, aber auch liebenswerte Seiten, sodass ich sie schnell in mein Herz geschlossen habe und mich gut in sie hineinversetzen konnte.
Die Nebencharaktere kamen mir ein bisschen zu kurz. Eleanors Geschwister konnte ich kaum auseinanderhalten und ihre Mutter nur schwer verstehen, weil ich sie dafür zu wenig kennengelernt habe. Auch Parks Familie habe ich kaum kennengelernt, von Freunden und Mitschülern ganz zu schweigen. Hier hätte ich mir etwas mehr Informationen und Nebenhandlung gewünscht.
Da ich das Buch auf Englisch gelesen habe und darin noch nicht so viel Erfahrung habe, fällt es mir schwer, den Schreibstil Rainbow Rowells zu bewerten. Ich kann jedoch sagen, dass sich das Buch für mich angenehm und flüssig lesen ließ, allerdings hat mir auch hier die Autorin nichts Besonderes geboten.
Fazit
Eine seichte Liebesgeschichte mit großartigen Protagonisten, aber auch ein paar Schwächen. Es fehlte mir an Nebenhandlungen und an diesem gewissen Etwas, sodass "Eleanor & Park" insgesamt eine durchschnittliche Liebesgeschichte für zwischendurch ist.
Drei Bücher würde ich dafür liegen lassen
Drei Bücher würde ich dafür liegen lassen
Hallo ihr lieben Worteknüpfer, bestimmt habt ihr auch schon mal eine Liste von den Dingen geschrieben, die ihr in eurem Leben noch tun möchtet. Sei es, eine Familie gründen, den Mount Everest besteigen oder einfach nur im Regen tanzen - selbst wenn ihr die Wünsche nie aufgeschrieben habt, so habt ihr sie doch in eurem Kopf und hofft...
Hallo ihr lieben Wortakrobaten, schon lange gab es keinen Monatsrückblick mehr auf diesem Blog und wenn ich es nun korrekt machen wollte, müsste ich für euch nun August '15 - März '16 festhalten. Ich wollte einfach, wenn sowieso kaum Posts online kamen, nicht, dass jeder zweite Post ein Monatsrückblick ist. Dementsprechend fielen diese Rückblicke einfach weg und ich...
Samstag, sechs Uhr in der Früh. Der Wecker klingelt und statt ihn genervt wegzudrücken, mich umzudrehen und weiterzuschlummern, springe ich aufgeregt und freudig aus meinem Bett. Es geht los nach Leipzig zur Buchmesse, mit dieser Aussicht kann mich nichts im noch so kuscheligen Bett halten. Kaum eine halbe Stunde später sitze ich im Auto. Die Landschaft fliegt an...
Es ist schwierig, die richtigen Worte zu finden. Wenn ich dir gestehen muss, dass ich doch nicht zu unserer Verabredung kommen kann. Wenn ich dir sagen möchte, wie gerne ich dich mag. Wenn ich dich fragen möchte, weshalb du so lange nicht mehr gelächelt hast. Aber manchmal auch, wenn ich einfach nur schreiben möchte. Für mich. Es ist...
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"Schloss aus Glas" von Jeannette Walls Diana Verlag ~ 384 Seiten ~ 9,99 € |
"Jeannette Walls ist ein glückliches Kind: Ihr Vater geht mit ihr auf Dämonenjagd, holt ihr die Sterne vom Himmel und verspricht ihr ein Schloss aus Glas. Was macht es da schon, mit leerem Bauch ins Bett zu gehen oder in Nacht-und-Nebel-Aktionen den Wohnort zu wechseln. Doch irgendwann ist das Bett ein Pappkarton auf der Straße, und eine Adresse gibt es schon lange nicht mehr." (Klappentext von der Verlagsseite)
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Dieses Buch habe ich zum Geburtstag geschenkt bekommen, ohne zuvor einmal davon gehört zu haben. Das Cover ist unscheinbar, doch der Klappentext hat mich sofort angesprochen. Eine ungewöhnliche Familie, ein außergewöhnliches Leben - und noch dazu eine Autobiographie. Damit bot der Roman schon einiges, um mich neugierig zu machen.
Jeannette Walls, heute eine erfolgreiche Journalistin in New York, hatte eine wohl ganz und gar ungewöhnliche Kindheit. Ihre Mutter träumt davon Künstlerin zu sein, ihr Vater verspricht immer wieder neue Möglichkeiten, um an viel Geld zu gelangen, für die vier Kinder ist ein Leben auf Wanderschaft normal.
Die Autorin schildert dieses Leben von den frühesten Erinnerungen an, in denen ihr Vater noch der größte Held und die Mutter das größte Vorbild ist. Doch die Welt, die anfangs zwar für uns befremdlich, doch sowohl behütet als auch heile wirkt, bekommt mit der Zeit Risse und es zeigt sich, wie oft die Kinder Hunger aushalten und anstelle ihrer Eltern den Haushalt machen müssen. Wie die Mutter sich in ihrer Sammlerwut und der Kunst, aus der nie etwas wird, verliert und der Vater sich dem Alkohol überlässt.
Ich als Leser konnte mich gut in Jeannette Walls Leben hineinfühlen und war zugleich fasziniert wie erschüttert von ihrer Kindheit. Die Autorin hat mir mit dieser Autobiographie eine Tür zu ihrem Leben geöffnet, durch die ich hindurch schlüpfen und einiges miterleben konnte. So konnte ich auch ihr Denken und Handeln nachvollziehen und viele Dinge einmal von der anderen Seite sehen.
Jeannette Walls hat mich nicht vollgejammert mit der Erzählung einer schrecklichen Kindheit und sie hat auch nicht dadurch geprahlt, mir von einer abenteuerlichen und aufregenden Kindheit zu berichten. Nein, sie hat mir gezeigt, dass es nicht nur schwarz und weiß gibt.
Dass ihr Vater nicht nur ein hoffnungsloser Säufer ist, der keinen seiner Träume verwirklichen und nicht für seine Familie sorgen kann, sondern auch ein Geschichtenerzähler, den sie trotz allem liebt. Dass ihre Mutter nicht nur eine unrealistische Träumerin ist, die ihr eigenes Scheitern nicht zugeben kann, sondern auch eine liebenswerte Mutter, die immer hinter ihren Kindern stand. Dass ihre Kindheit nicht nur aus Hunger, Tränen und Enttäuschungen bestand, sondern auch aus unvergesslichen Spielen, Abenteuern und Erfahrungen.
Sie hat mir die Augen geöffnet, um auch die zweite Seite betrachten zu können, anstatt an den Vorurteilen festzuhalten.
Jeannette Walls schreibt gleichzeitig emotional wie nüchtern und sachlich. Sie hält sich nicht mit langen Umschreibungen und Ausführungen auf, sondern bringt das Geschehen und ihre Gefühle knapp auf den Punkt. Literarisch ist "Schloss aus Glas" sicherlich kein Meisterwerk, doch das muss es auch nicht sein.
Es lädt den Leser ein, in ein anderes Leben zu schlüpfen und einen Blick über den Tellerrand zu wagen - und das gelingt ihm außerordentlich gut.
Dieser Roman erhält keine Bewertung, da ich eine Autobiographie, in der die wahre Geschichte eines Menschen erzählt wird, nicht mit einer Punktzahl bewerten möchte.
"Das „Polackenkind“ ist die fünfjährige Vera auf dem Hof im Alten Land,
wohin sie 1945 aus Ostpreußen mit ihrer Mutter geflohen ist. Ihr Leben
lang fühlt sie sich fremd in dem großen, kalten Bauernhaus und kann
trotzdem nicht davon lassen. Bis sechzig Jahre später plötzlich ihre
Nichte Anne vor der Tür steht. Sie ist mit ihrem kleinen Sohn aus
Hamburg-Ottensen geflüchtet, wo ehrgeizige Vollwert-Eltern ihre Kinder
wie Preispokale durch die Straßen tragen – und wo Annes Mann eine Andere
liebt. Vera und Anne sind einander fremd und haben doch viel mehr
gemeinsam, als sie ahnen."(Klappentext vom KNAUS Verlag)
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Unter den Jugendbuchlesern ist dieser Roman wohl eher unbekannt. Ich zumindest habe bislang auf keinem Blog eine Rezension dazu gelesen und auch keinen Hype im Internet dazu erlebt. Und doch ist er ganz und gar nicht unbekannt, sondern war 2015 das meistverkaufte Buch in Deutschland.
Grund genug, sich "Altes Land" einmal näher anzuschauen? Da ich mich momentan gerne in die "Erwachsenenliteratur" hineinwage, auf jeden Fall.
Meine Erwartungen hielten sich in Grenzen, ich konnte mir nicht vorstellen, dass mich das Buch umhauen, aber auch nicht, dass es mich zu Tode langweilen würde - meine Erwartungen wurden wohl bestätigt. Ich hatte eine angenehme Reise, doch dieser Roman von Dörte Hansen wird mir wohl nicht allzu lange im Gedächtnis bleiben.
Dörte Hansen greift in ihrem Roman gleich mehrere große Themen auf - Familie, Heimat, Stadt-/ Landleben, Flucht, ... Sie geht behutsam mit diesen Themen um, schildert die Problematik authentisch und anschaulich, eines fehlt mir jedoch: die Handlung.
Mir ist klar, dass Dörte Hansens Roman keinesfalls darauf ausgelegt ist, viel Spannung und Handlung zu bieten. Es ist kein temporeicher Actionroman, kein Roman, der von Aktionen und Überraschungen lebt, dennoch hätte ihm ein bisschen mehr Handlung gut getan.
Wenn ich das Buch zur Seite legte, hatte ich kein großes Bedürfnis danach weiterzulesen und hätte das Buch in der Mitte schon aufgehört, dann hätte ich auch nicht das Gefühl, dass mir ein Teil der Geschichte fehlte. Ich wusste überhaupt nicht, wohin die Geschichte steuern sollte, was das Ziel und was der rote Faden der Handlung war. Natürlich war da eine Rahmenhandlung, doch es gab kein Problem, das es zu lösen galt oder eine Hürde, die zu überwinden war.
Die Charaktere lebten einfach ihr Leben vor sich hin und ich durfte sie eine Zeit lang begleiten.
Dörte Hansen hat authentische und menschliche Charaktere geschaffen. Sie handelten nicht immer richtig, aber doch nachvollziehbar, machten Fehler, aber das gab ihnen ein Gesicht. Am Anfang waren es für mich zu viele Namen und Figuren auf einmal und ich habe einige Seiten gebraucht, bis ich verstanden habe, welcher Name zu welcher Person gehört und was diese Person tut, aber das besserte sich mit der Zeit.
"Altes Land" ist sehr angenehm zu lesen. Dörte Hansen beweist ein Gefühl für Sprache, auch wenn ihr Schreibstil für mich nicht besonders hinaussticht.
Obwohl es dem Roman oft an Spannung gefehlt hat, machte das Lesen Spaß und Dörte Hansen gab mir die Möglichkeit in ihren Worten zu versinken.
Fazit
Mit "Altes Land" hat Dörte Hansen einen berührenden Roman über die Suche nach Heimat geschaffen, dem es leider oftmals an Handlung und einem konkreten Ziel fehlt.

Vier Bücher würde ich dafür liegen lassen!