3 Bücher

[Rezension] "Romeo & Romy" von Andreas Izquierdo

Freitag, Mai 13, 2016


"Romeo & Romy" von Andreas Izquierdo
Insel Taschenbuch ~ 491 Seiten ~ 14,99 €

"Romy könnte eine große Schauspielerin sein, aber niemand sieht sie, denn sie ist nur die Souffleuse. Aber auch das nicht lange, denn nach einem harmlosen Flirt mit Hauptdarsteller Ben, dessen einzige schauspielerische Glanzleistung sein Auftritt als »Frischedoktor« in einem Waschmittelspot ist, wird sie gefeuert. Und Ben kurz nach ihr.
Romy kehrt zurück in ihr winziges Dorf, um dort ihr Erbe anzutreten. Hier leben nur noch Alte. Und die haben sich in den Kopf gesetzt, rasch das Zeitliche zu segnen, denn auf dem Friedhof sind nur noch zwei Plätze frei. Wer da zu spät kommt, muss auf den Friedhof ins Nachbardorf. Und da gibt es – wie jeder weiß – nur Idioten.
Romy schmiedet einen tollkühnen Plan: Sie will mit den Alten ein elisabethanisches Theater bauen. Aus der gammeligen Scheune hinter ihrem Hof. Und mit ihnen Romeo und Julia auf die Bühne bringen. Sie haben kein Geld, keine Erfahrung, aber einen Star: Der »Frischedoktor« soll Regie führen! Ben ist begeistert: Regisseur! Das könnte unter Umständen der erste Job werden, den er nicht voll gegen die Wand fährt ..." (Klappentext von Insel Taschenbuch)

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Als ich "Romeo & Romy" auf der Leipziger Buchmesse aus meiner Lovelybooks-Goodiebag zog, hatte ich keine Ahnung, was mich da erwartete. Der Klappentext versprach eine etwas verrückte Geschichte, die mich neugierig gemacht hat und so schlug ich schon wenig später das Buch auf und begann zu lesen. Meine anfängliche Euphorie über die originelle Handlung, flaute allerdings nach einiger Zeit wieder ab, sodass mich insgesamt der Roman doch etwas enttäuscht zurückgelassen hat.

Ein Dorf voller Alter, die möglichst schnell ihrem Leben ein Ende bereiten wollen, um noch den letzten Platz auf dem Friedhof zu ergattern, ein elisabethanisches Theater und Romeo und Julia. Damit hat mich Andreas Izquierdo schon einmal äußerst neugierig gemacht. Diese Grundidee gefällt mir ausgesprochen gut, denn abgesehen von meiner Liebe zum Theater, hat sie etwas Frisches, Originelles und Abgedrehtes, was ich so zuvor noch nicht gelesen habe.

Auf den ersten Seiten, sogar in etwa bis zur Hälfte des Romans war ich begeistert und wollte unbedingt immer weiterlesen und Großzerlitsch nicht wieder verlassen. Doch leider konnte diese Begeisterung nicht so lange anhalten, wie ich es mir erhofft hatte. Gerade in der Mitte der Handlung, beginnt der Autor Nebenhandlungen, wie beispielsweise der Grund für die Feindschaft zwischen Bertha und Hilde, einzuführen, die die Handlung nicht gebraucht hätte. Hierbei versucht er auf einmal tiefgründig und ernst zu werden, was leider nicht gelingt und zum gesamten Stil des Romans nicht passt.

Zudem kommt die Handlung mit der Zeit etwas ins Schleppen. Das Theater wird gebaut und immer wieder fallen Romy neue Hindernisse in den Weg, die mit der Zeit vorhersehbar werden und die Handlung unnötig in die Länge ziehen.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Liebesgeschichte zwischen Romy und Ben, die zwar, anders als Titel und Klappentext vermuten lassen, keinen besonders großen Teil des Romans einnimmt, mich dennoch dadurch gestört hat, dass sie weder authentisch gewirkt hat noch besondere Sympathien für Romy hervorgerufen hat.

Bei den Charakteren bin ich zwiegespalten.
Lobenswert anführen muss ich Andreas Izquierdos einzigartige Gestaltung der Großzerlitscher, die ich allesamt in mein Herz geschlossen habe und über die ich liebend gerne noch mehr gelesen hätte. Ob Bertram, Bella, Hilde, Emil oder all die anderen - sie hatten unverwechselbare Charaktereigenschaften und wurden wunderbar komisch dargestellt.
Ben scheint von Anfang an nicht der Sympathieträger in der Geschichte zu sein, ich hatte allerdings an manchen Stellen das Gefühl, dass der Autor sich selbst nicht entscheiden konnte, wie er Ben darstellen wollte. Dadurch hatte ich das Gefühl ihn kaum kennenlernen und verstehen zu können.
Romy hat mir anfangs noch sehr gut gefallen. Ein bisschen impulsiv, ein bisschen unüberlegt und spontan, ein bisschen verrückt und sehr liebenswert. Mit der Zeit ging mir jedoch ihre Naivität ein wenig auf die Nerven und manchmal hätte ich sie gerne aus dem Buch herausgezogen und durchgeschüttelt.

Andreas Izquierdos Schreibstil ist einfach und locker. Für mich passte er perfekt zur Handlung, auch wenn er nicht besonders herausragend ist. Der Autor konnte mich manches Mal zum Schmunzeln oder auch richtig zum Lachen bringen, nicht nur wegen der Handlung, sondern auch wegen seiner passenden Wortwahl und hat mir vor allem viel Spaß beim Lesen bereitet.
Er hat eine Art zu schreiben, bei der es schwierig ist, mit dem Lesen aufzuhören, auch wenn einen die Handlung gerade nicht so begeistert.

Fazit

Alles in allem hat mich "Romeo & Romy" nach anfänglicher Euphorie leider doch etwas enttäuscht und bleibt somit eher ein gutes Buch für Zwischendurch. Die Geschichte ist originell, verrückt und witzig, Andreas Izquierdo hat Charaktere erschaffen, die ich sofort in mein Herz geschlossen habe und es ist angenehm zu lesen, jedoch kommt die Handlung mit der Zeit ins Schleppen und Versuche, etwas Tiefgrund einzubauen, misslingen dem Autor.

 Drei Bücher würde ich dafür liegen lassen.




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2 Kommentare

  1. Hallo Chrisi,
    tolle Rezi!
    Beim Lesen des Inhalts habe ich echt an der Stelle mit den freien Stellen auf dem Friedhof schmunzeln müssen:).
    Ich habe zwar das Buch vorher nicht gekannt, finde es aber trotzdem schade, dass es dir nicht so gefallen hat.

    Liebe Grüße
    Maria♥
    iamsherbloged.blogspot.de

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    1. Vielen Dank, liebe Maria :)
      Ja, das ist wirklich eine geniale und lustige Idee :D

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