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Buchrezension: Bevor ich falle

Mittwoch, Mai 20, 2015

Cover und Klappentext von Droemer Knaur
Allgemeines

Titel: Bevor ich falle
Autor: Lilly Lindner
Verlag: Droemer Knaur
Preis: 16,99 €
Seiten: 304
Genre: Jugendbuch

Klappentext

»Ich war neun Jahre alt, als meine Mutter beschlossen hat, dass sie das Leben nicht mehr mag. Sie hat mich hochgehoben und ganz fest in ihre Arme geschlossen, dann hat sie mir einen Gutenachtkuss gegeben und mich in mein Bett gelegt. Meine gelbe Giraffe lag neben mir und die bunte Kuscheldecke auch. Ich weiß das noch so genau, als wäre es heute gewesen. Dabei sind Jahre vergangen, seit diesem letzten Tag in meinem Leben.«


Zitat

Und wenn man versucht, sich farbenblind durch den Facettenreichtum
des Lebens zu schummeln, dann wird man eines Tages feststellen, dass
man gar nicht anders kann, als an sich selbst zu scheitern.


Meine Meinung

"Bevor ich falle" ist schon mein drittes Buch von Lilly Lindner, die mich mit ihren anderen beiden Romanen "Splittefasernackt" und "Was fehlt, wenn ich verschwunden bin" unglaublich beeindrucken konnte. Dementsprechend gespannt war ich auf "Bevor ich falle" und dementsprechend hoch waren auch meine Erwartungen, doch ich wurde leider ein wenig enttäuscht und bleibe zweigespalten zurück.

"Bevor ich falle" behandelt wieder eine schwierige Problematik und immer wieder bin ich versucht, Vergleiche zu "Splitterfasernackt", der Autobiographie der Autorin, zu ziehen und frage mich, wie viel von ihrer eigenen Geschichte eigentlich in diesem fiktiven Roman steckt, was es mir schwer macht, die Geschichte zu bewerten.
In meinen Augen steht in diesem Roman wie in vielen Jugendbüchern das Thema Selbstfindung sehr im Vordergrund - allerdings auf bedrückendere Art und Weise. Cherry muss den Selbstmord ihrer Mutter verarbeiten, sie hat mit großen Selbstzweifeln bis hin zu Selbsthass zu kämpfen, es geht um Vertrauen, um Bezugspersonen, um Freundschaft und ein Stück weit auch um Liebe.
Lilly Lindner schildert die Ereignisse sehr eindrücklich und authentisch, die Geschichte trifft mich als Leser direkt im Herzen und ich fühle mich betroffen während des Lesens. Doch auch wenn die Geschichte weitgehend authentisch und irgendwie nachvollziehbar wirkt, so driftet sie manchmal etwas ab und wird unrealistisch. So ist es in meinen Augen zum Beispiel sehr unrealistisch, dass Cherry so plötzlich einen berühmten Sänger trifft und auch noch sofort seine neuen Liedtexte schreiben darf.

Die Charaktere sind von Lilly Lindner genauso eindrucksvoll gestaltet worden wie ihre Geschichte. Zwar kann ich nicht sagen, dass ich mich besonders gut mit Cherry identifizieren könnte, dennoch konnte ich mit ihr fühlen und ihre Geschichte nah miterleben.
Alle Charaktere haben etwas Besonderes und etwas Menschliches an sich, was sie von der Masse an Charakteren abhebt. Vor allem stellt Lilly Lindner klar heraus, dass kein Mensch perfekt ist, dass jeder mit seinen Problemen und für seine Ziele zu kämpfen hat, was mir gut gefällt.
Etwas gestört hat mich, dass die Autorin zwischen den Charakteren teilweise wenig differenziert hat, so haben für mich alle weitgehend auf die gleiche Art und Weise gesprochen, was mir teilweise unpassend vorkam.

Der Schreibstil Lilly Lindners wurde von mir bisher immer hoch gelobt - und tatsächlich muss ich auch diesmal wieder sagen, dass ich wirklich keine Autorin kenne, die so mit den Worten spielt und die so eine Wortegwalt besitzt wie diese Autorin. In ihren Sätzen verstecken sich Weisheiten und Wortspiele.
Jedoch muss ich vor allem hier diesmal auch kritisieren, denn teilweise war es einfach zu viel des Guten. Man merkt Lilly Lindner schnell an, dass sie gerne mit der Sprache spielt, aber durch die vielen Besonderheiten, die sie ihrer Sprache verleihen wollte, ging der Effekt irgendwann verloren und es hat den Lesefluss nur noch gestört. Ein gutes Beispiel ist hierbei, dass sie ihre Sätze. Oft einfach. Durch einen Punkt. Unterbrochen hat. Um ihm mehr Gewicht. Zu verleihen. (so wie in diesem Beispiel) Am Anfang hat mir das noch sehr gut gefallen, denn dadurch werden Pausen einfach deutlicher gesetzt und den Worten eine gewisse Schwere verliehen, irgendwann habe ich allerdings die Punkte einfach überlesen und der Effekt war verloren, weil es teilweise auch für mich zumindest keine besondere Bedeutung hatte, weshalb hier der Satz so unterbrochen wurde.
Außerdem gefallen mir zwar Lilly Lindners Wortspiele sehr gut, jedoch hat mich hier ein wenig gestört, dass all ihre Charaktere gerne Wortspiele zu benutzen scheinen, was teilweise einfach unpassend war.

Bei diesem Roman bin ich wirklich hin- und hergerissen, welche Bewertung ich vergeben soll, denn einerseits ist "Bevor ich falle" durchaus ein Werk für sich und absolut einzigartig und besonders, andererseits haben mich aber auch so viele Sachen gestört, von daher belasse ich es nun bei dieser eher mittelmäßigen Bewertung.

Fazit: Lilly Lindner konnte mich einerseits wieder mit ihrer Wortgewalt und der Eindrücklichkeit ihrer Geschichte beeindrucken, in "Bevor ich falle" haben mich nun aber auch einige Sachen sehr gestört, weshalb mich das Buch leider doch etwas enttäuscht hat.

Drei Bücher würde ich dafür liegen lassen!

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8 Kommentare

  1. Hey, schöne Rezension! Du machst mich richtig neugierig auf das Buch, auch wenn ich die anderen Bücher der Autorin noch nicht kenne. Es wandert auf jeden Fall auf meine Wunschliste.
    Liebst, Lara.

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    1. Danke :) Dann solltest du dir auf jeden Fall auch "Was fehlt, wenn ich verschwunden bin" von ihr anschauen, das ist mein Lieblingsbuch ♥

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  2. Ich habe von Lily Lindner noch nichts gelesen, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass dieses Buch nicht mein erstes von der Autorin wird.
    Liebst, Emme ♥

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    1. Dann musst du unbedingt mal etwas von ihr lesen! ;) "Was fehlt, wenn ich verschwunden bin" kann ich dir nur empfehlen, das ist mein Lieblingsbuch ♥

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  3. Kann dir nur zustimmen, von mir gab es auch nur 3 Ferkelchen weil zwar vieles schön war, aber auch vieles nicht stimmig.

    LG Piglet ♥

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    1. Ja, hab deine Rezension auch gelesen und kann da vollkommen zustimmen ;)

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  4. Huhu ♥

    Ach ja, irgendwie kann ich dir total zustimmen, irgendwie auch nciht. Ich fand die Geschichte irgendwie generell nicht so gut und ausgefeilt und für mich hat es eigentlich allein der Schreibstil herausgerissen.

    Ich habe dich übrigens getaggt und würde mich freuen, wenn du mitmachen magst, falls du den Tag nicht schon gemacht hast :) http://missfoxyreads.blogspot.de/2015/05/tag-time-reader-problems.html

    Jule♥

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    1. Der Schreibstil hat bei mir auch trotz meiner Kritik noch viel herausgerissen, denn irgendwie ist es ja trotzdem total wunderbar :)
      Oh, danke ♥ Da versuche ich mitzumachen :)

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Vielen Dank für deinen Kommentar ♥

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