Selbstgeschriebenes

Mein Roman (2)

Samstag, Januar 21, 2012

Die Nacht war kühl, dennoch lies ich mein Fenster geöffnet. Vor meinem inneren Auge sah ich nur ein Gesicht: Das des seltsamen Mannes aus dem Wald. Lirkon. Was hatte er im Wald gemacht? Und hatte er das Feuer gelegt? So viele Fragen, die dieser Mann aufwarf. Ich kam mir dumm vor, so reglos dagestanden zu haben. Nichts gesagt zu haben. Noch nicht einmal gefragt hatte ich ihn etwas. Doch es änderte nichts, wenn ich mir selbst Vorwürfe machte. Aber so sehr ich auch versuchte, sein Gesicht aus meinen Gedanken zu verbannen, die dunklen, durchdringenden blauen Augen blickten mir immer wieder von neuem ins Gesicht. Ich drehte mich auf die andere Seite und betrachtete den Mond. Erst vor einigen Tagen war Neumond, weshalb er noch nicht wirklich voll war. Er erinnerte mich an ein Gesicht. Mit den Sternen sah der Himmel so friedlich aus. Wie auf ein Stichwort erschien Lirkon wieder in meinen Gedanken. Wie ruhig er um mich herum gegangen war, mich gemustert hatte und wie schön weich und gleichzeitig rau seine Stimme geklungen hatte. Ich schloss die Augen und versuchte zu schlafen. Immer wieder drehte ich mich um, doch ich war nicht unruhig. Es störte mich nicht, nicht einschlafen zu können, solange ich sein Gesicht sah und erst nach langer Zeit viel ich in einen tiefen, ruhigen Schlaf.

Als ich aufwachte schien die Sonne schon mit ihrer ganzen Kraft in mein Zimmer. Ich warf einen Blick auf meinen Wecker und erschrak: Schon kurz vor zwölf! Rasch zog ich mir etwas über und lief in die Küche. „Guten Morgen!“, rief ich wie gewohnt fröhlich in den Raum, doch weder meine Mutter noch mein Vater saßen am Küchentisch. Ich wunderte mich zwar, dachte mir aber nichts weiter und schnappte mir ein Brötchen. Auch beim Essen sah ich wieder Lirkon vor mir und beschloss, so schnell wie möglich wieder in den Wald zu verschwinden, in der Hoffnung, ihn wieder zu treffen.
Schnell schlang ich das Brötchen hinunter du machte mich fertig. „Ich geh in den Wald, spazieren!“, rief ich in das Arbeitszimmer meiner Mutter. „Jaja“, gab sie zurück und ich hatte nicht das Gefühl, als hätte sie mich verstanden. Trotzdem lief ich aus dem Haus und lief zum Wald. Ich lief immer schneller, wie von einem Seil gezogen, bis ich rannte. Erst im Wald wurde ich wieder langsamer. Ich suchte die Stelle, an der ich ihn  zum ersten Mal gesehen hatte und flüsterte seinen Namen. Ich wollte nicht rufen oder in auch nur laut sagen. Aus irgendeinem Grund hatte ich Angst davor, den Namen laut auszusprechen.
Da trat Lirkon aus dem Gebüsch. Sofort blieb mein Herz stehen und ich begann zu zittern. „Du bist wiedergekommen“, bemerkte er sichtlich geschmeichelt. Ich konnte nur nicken. „Hatte ich mir schon gedacht.“ Er grinste und diesmal wirkte es überheblich und befreite mich aus meiner Starre. „Ach?“ Ich schaute ihn herausfordernd an. „Kein Mädchen widersteht mir.“ Er sagte es in einem gelassenen Tonfall und das brachte mich zur Weißglut. „Wenn du doch so viel Wahl hast, brauche ich doch auch nicht zu kommen“, schnaubte ich und drehte mich um. „Hab ich gesagt, dass du kommen sollst? Nein. Es war deine Wahl ob du kommst oder nicht.“ Wütend starrte ich ihn an. Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Es stimmte, er hatte nie gesagt, dass ich kommen sollte. Er hatte noch nicht einmal viel mit mir gesprochen. Warum war ich überhaupt hergekommen? Zornig rannte ich in den Wald. Weg von ihm, diesem überheblichen Mann, der meinte, er wäre besser als alle anderen. Doch ich rannte nicht weit. Zögernd drehte ich mich nach einigen Metern wieder um. Er stand immer noch da und schaute mir hinterher. Sein Grinsen sagte mir, dass es nur darauf wartete, dass ich wieder zurückkam, doch den Gefallen tat ich ihm nicht. Entschlossen stapfte ich durch den Wald, ohne mich noch einmal umzudrehen.
Plötzlich stand er wieder vor mir. Blitzschnell war er aus dem Gebüsch gekommen. „Du bist anders als die meisten“, sagte er. Ich schaute ihn verächtlich an. „Du bist nicht zurückgekommen, sondern weitergelaufen und  mir nicht hinterhergelaufen.“ Er wusste gar nicht, wie gerne ich das getan hätte, ihm hinterhergelaufen wäre. Doch ich lies mir nichts anmerken. „Warum sollte ich dir hinterherlaufen?“, erwiderte ich so kühl, wie möglich. Er grinste. Er merkt, dass ich es gern getan hätte, dachte ich, doch ich blieb weiter kühl und abweisend. „Alle tun das – außer dir anscheinend.“ Er musterte mich interessiert. „Du gefällst mir.“ Ich starrte ihn perplex an. Was hatte er gesagt? Ich glaubte ich hatte ihn nicht richtig verstanden, doch dann sagte er noch einmal: „Du gefällst mir sogar sehr.“ Sein Grinsen wurde zu einem Lächeln und ich starrte ihn immer noch an, unfähig ein Wort heraus zu bekommen. Das einzige, was ich dachte, war: Er mag mich, er mag mich sogar sehr. Lirkon ging einen Schritt auf mich zu und berührte mit seinem Finger meine Wange. Ich stieß ihn nicht weg, lies die Berührung zu, genoss sie. Seine Finger waren kalt – kalt, aber samtweich. Behutsam streichelte er mir über die Wange. Dann setzte er von neuem an: „Olanda…Ich…Ich liebe dich.“ Seine tiefblauen Augen blickten in meine und in mir regte sich alles. Ich beugte mich zu ihm und sah im tief in die Augen. Dann berührten sich unsere Lippen. Es war eine ganz leichte Berührung nur. Seine Lippen schmeckten nach Wald. Ich wusste nicht, warum, aber das war das erste, was ich dachte. Wald. Auch seine Lippen waren kühl, aber auch sie waren nicht spröde, sondern ganz weich. Ganz leicht schmiegte ich mich an ihn. Sein Kuss wurde fordernder, aber ich lies es zu. Noch nie hatte mich ein Junge so geküsst! Aber es war ein unbeschreiblich schönes Gefühl. Gerade, als ich in dem Gefühl versank, riss er sich plötzlich ruckartig los. Erschrocken blickte er mich an, als ob er nicht verstehen könnte, was er gemacht hat. Ich schaute ihn erstaunt an. „Tschuldigung“, murmelte er und drehte sich weg. „Was ist denn los?“, fragte ich verwirrt. „Das…Das geht nicht!“, antwortete er, wandte sich um und lief mit schnellen Schritten davon. „Was? Was geht nicht?“ Perplex starrte ich ihm hinterher. „Lirkon!“, rief ich ihm hinterher. Er drehte sich nicht um, aber ich hörte ihn rufen: „Vergiss mich einfach, Olanda! Vergiss mich!“


Immer noch würde ich mich sehr über Kommentare hierzu freuen!!! Und wenn ihr was zu bemäkeln habt: Schreibt es mir auch in die Kommentare! 

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4 Kommentare

  1. Hi Chrisi,
    ich glaube du hast mal kurz den Sicht aus der erzählt wird (ich-Erzähler/Allwissender...) gewechselt. An der Stelle, wo sie weglaufen will.

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  2. Oh, stimmt, ändere ich gleich Danke :)

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  3. hi chrisi


    wann schreibst du endlich weiter????


    ich will wissen wie es weiter geht:)

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  4. Ein bisschen ungewöhnlich das er sie sofort liebt oder..? aber wenn das zur Geschichte so gehört und sich hinterher noch irgendwie 'aufklärt' dann ist es okay

    ansonsten du schreibst toll:) weiter so!!

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